Unverhofft kommt oft. Wir haben schon Sonntags 22Uhr. Ein Sonntag nach einer Woche in der sich schon wieder viel geändert hat. Nachdem ich letzten Monat meine beruflichen Pläne über den Haufen geworfen hatte und mich neu orientiert habe, hätte ich nicht damit gerechnet das ich jetzt doch ein paar Kurse belege. Hauptsächlich online und die paar Präsenzstunden sind abends. Heißt es passt perfekt um die Pflege meiner Oma.
Und endlich etwas Normalität. Der Wunsch nach Normalität kennen ja inzwischen viele seit Corona. Meine Normalität hat sich schon vor 2 Jahren seit dem ersten größeren Demenzschub meiner Oma verabschiedet. Normalität und etwas für mich zu tun fühlt sich zu gut um wahr zu sein an. Aber mit der nötigen Organisation funktioniert es zumindest schon mal theoretisch.
Besonders der August war weit entfernt von Normal. Ich musste viele Hürden meistern, Ängsten begegnen die wie der Zahnarztbesuch auch schmerzhaft waren. Es war ein bisschen wie am Anfang der Pflege. Man fühlt sich überfordert, will es aber nicht wahrhaben geschweige den zugeben, aber man lernt. Jeden Tag ein bisschen mehr, bis es zum neuen Alltag gehört. Ich weiß das mein früheres Normal nicht mehr zurückkommt. Und das hat wenig mit Corona zu tun. Meine Oma wird nie mehr so Selbstständig sein wie früher und verstorbene Menschen kommen nicht zurück. Sollte ich meine Oma mal nicht mehr pflegen, bedeutet es das sie entweder im Heim lebt oder nicht mehr unter uns sein wird. Ich hoffe das wir trotz ihrer Demenz noch ein paar Jahre haben, aber dieses neue Normal wird sich stark von dem Normal in 2018 unterscheiden.
Mir fällt es häufig schwer positive zu denken wenn es um die Gesundheit und die Fähigkeiten meiner Oma geht. Erst im Gespräch mit Anderen merke ich wie viel meine Oma doch noch kann. Dennoch kann ich an manchen Tagen nur sehen, was sie Alles nicht mehr kann. Die guten und schlechten Tage beziehen sich in der Pflege halt nicht nur auf die zu Pflegende. Gerade als Angehöriger hat man emotional oft zu knabbern. Und oft merkt man doch eh erst was normal war, wenn man es nicht mehr hat. Daher auf ein neues Normal und hoffentlich wird es ein gutes, trotz Corona.


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